Make Up’s 1996 – 2004

Margarethe Haberl konfrontiert in ihren neuen Arbeiten Körper und Fläche auf ganz unterschiedliche Art. In ihren make up's untersucht sie malerisch die verschiedenfarbigen Hauttöne in bezug auf unterschiedliche Hauttypen, denen sie in alltäglichen Situationen begegnet. Die strukturalen Differenzen von Enthüllen – Verhüllen, Zeigen - Verbergen etc. thematisiert sie, indem sie partiell kehrausziehbares Glas oder MDF Platten in die eigens installierte Nut ihrer Bildkästen integriert. Dabei wird für sie der Bildbegriff noch auf einer weiteren Ebene thematisch: die spiegelnden Flächen bilden, von der Bewegung und dem Ort des Betrachters abhängig, Licht und Raumsituationen ab, die sich mit den monochrom und seidenmatt angelegten Lackfarben konfrontieren. Eine Erweiterung bilden ihre hinter Plexiglas kaschierten Farbfotos.
© Ingo Nussbaumer

Denkt man an die vielfältigen Artikulationsformen, die ganz bewusst die tradierten Zuordnungen überschreiten, Codemix zwischen Kunst, Design und Architektur, wie sie seit den 80er-Jahren in den Kunstdiskursen wieder an Aktualität gewonnen haben, so stehen die Arbeiten von Margarethe Haberl für eine Kunst des nachfolgenden kunstevolutionär jüngsten Schritts.
Die werkintern-formalen Hybridisierungstendenzen setzten sich strukturell etwa als Formen der Dienstleistung in den Praktiken und Verfahrenswegen der Kunst weiter fort. Mit ihrem Verbund von Holz, Glas und Lack, oszillieren die Arbeiten zwischen Zitation, Dekonstruktion, Remix und Design. Die Leitorientierung ist Identität/Differenz und wird in Material, Form und Farbe von der Künstlerin mit Raffinesse ausgespielt.
© F. E. Rakuschan
aus dem Lexikon „Malerei in Österreich zu Beginn des 3. Jahrtausends“, Herausgeber Forum Artis Austriae 2005

Salzburger Kunstverein
14.12.2000 – 28.01.2001
Ausstellung | Großer Saal

Jahresausstellung 2000

Beteiligte KünstlerInnen: Siegrun Appelt, Christina Breitfuß, Margarete Haberl, Gisela Katzengruber, Udo Klapf, Andrew Phelps, Joyce Rohrmoser, Johannes Ziegler.

Die Jury (Hildegund Amanshauser, Max Blaeulich, Hedwig Saxenhuber und Andrea van der Straeten) hatte die Aufgabe eingesandte Mappen zu beurteilen. Sie machten insgesamt 20 Atelierbesuche und entwickelten aus den vorhandenen Materialien den thematischen Rahmen: “Der Mensch in seiner Umwelt, Stadtlandschaft und öffentlicher Raum ”.





01 Prototype multiple make up's DANA, Alkydlack auf MDF, Spiegel, 2004 © Margarethe Haberl / Bildrecht  Foto: M. Haberl
02 aus Installationsansichten Atelier make up`s, 1996 – 2000 © Margarethe Haberl / Bildrecht  Foto: M. Haberl
03 make up's Silvie Teil 2, Siebdruck auf Glas, Aufl. 5, 2001 © Margarethe Haberl / Bildrecht  Foto: Franz Schachinger
04 make up's Sergej Teil 2, Siebdruck auf Glas, Aufl. 8, 2002 © Margarethe Haberl / Bildrecht  Foto: Franz Schachinger



Die Serie der kleinen »make up's« sind 1996 aus dem Werkzyklus »Das Sichtbare und das Verborgene« entstanden.

Dieser Themenbereich umfaßt für mich ein Spannungsverhältnis das sich in die begrifflichen Konstellationen von Anwesendheit und Verborgenheit, Enthüllen – Verhüllen, Zeigen – Verdecken formulieren läßt, und eine spezifische Thematisierungsebene meiner Arbeit ausdrückt.
1996 begann ich mich näher mit der malerischen Umsetzung von Make Up Tönen zu beschäftigen. Diese Auseinandersetzung führte mich im Zuge einer genaueren Beobachtung der mensch- lichen Hautfarbe in alltäglichen Situationen – wie der U-Bahn usw. – zu einer intensiveren künstlerischen, malerischen wie foto- grafischen Umsetzung des Inkarnattones. Gerade die unter- schiedlichsten nuancierten Hautfarben und Hautfarbentypen interessierten mich in diesem Zusammenhang. Die Wurzeln dafür liegen für mich schon in der Kindheit, in der mir insbesondere fleischfarbene Bunfarbenstifte ins Auge fielen und, was mich schon als Kind faszinierte, war der eigene Name, den diese Stifte trugen.

»Das Inkarnat zählte zu den schwierigsten Farben der alten Kunst und die Lebendigkeit ihrer Darstellung galt als Richtmaß für die Meisterschaft. In ihr vereinten sich Farbgegensätze auf besondere Art.« (Ingo Nussbaumer)

Für mich stellen die Bildkästen der kleinen »make up's«, in monochromen Alkydlackfarben auf MDF ausgeführt, einen work in progress vor. Die erste Version der »make up's« bestand in einer Einfügung von Glas in die eigens vorgesehen Nut der Kästen. Das verschiebbare Glas hatte die Aufgabe, das Umfeld spiegelnd zu reflektieren und so in die Arbeit für den Betrachter mitein- zubeziehen. Jede Position des Betrachters, wie des Glases, verändert das Spiegelbild, sowie wechselnde Lichtverhältnisse. Zudem war die Eigenschaft der Zerbrechlichkeit ein Thema, das mich interessierte.

Ein nächster Schritt bestand in der fotografischen Aufnahme der unterschiedlichen Spiegelbildsituationen. Dies führte mich zur Integration von eigeständigen Fotografien in die Arbeit der »make up's«.
Die Fotografien hinter Plexiglas stellen verschiebbare Bestandteile der Kästen dar. Sie sollen dazu auffordern, als bewegliche Elemente, von den BetrachterInnen partiell auf beiden Seiten herausgezogen und wieder unterschiedlich hineingeschoben zu werden. Diese Tätigkeit wird dabei zu einem eigenen Teil der Betrachtung und Fotografie, die dadurch ganz unterschiedlich verdeckt und offengelegt wird.

Für mich hat Fotografie sehr viel mit Erinnerung zu tun, was in uns abgespeichert ist. Bei Gelegenheit oder bewusst kann das wieder abgerufen werden. Dies führt zu einer eigenen Form der Präsenz, die mit dem Thema der Überlagerungen auch in dieser Serie zum Ausdruck kommt.

© Margarethe Haberl, Wien Oktober 2000











M.HABERL make up's, Salzburger Kunstverein, 2000 © Margarethe Haberl / Bildrecht Foto: Gerhard Schauer

 

 

 

 

 








Review:
SVZ  14. 12. 2000 Ernst P. Strobl, zu KV Salzburg Jahresausstellung 2000, Erwähnung mit Abbildung; Salzburger Nachrichten 22. 12. 2000, Werner Thuswaldner, zu KV Salzburg Jahresausstellung 2000, Erwähnung





© Margarethe Haberl